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TOTAL lehrreich - Rallye Weiz 2018

Johannes Keferböck und Ilka Minor blicken zurück auf die Rallye Weiz: Am Freitag fehlerlos, am Samstag ein Plattfuß nach einem zu ambitionierten Cut, letztendlich Platz sieben und in der Tabelle punktgleich mit Aigner auf Platz zwei. Und: Wieder konnte „ORM-Rookie“ Keferböck einiges dazulernen. Und: Zum Einspruch gegen eine unfaire Entscheidung des Rallyeleiters nehmen die beiden klar Stellung.

Text: Michael Noir Trawniczek

Die Rallye Weiz war für Johannes Keferböck die zweite Rallye im Skoda Fabia R5, der jedoch neuerlich mit einem frischen, äußerst pfiffigen Design aufwarten konnte. Eingesetzt wurde der Bolide wieder von Eurosol Racing, auf dem „heißen Sitz“ saß abermals Ilka Minor, Österreichs langjähriger WM-Export mit mehr als 100 WM-Rallyes auf dem Konto...

Da Keferböck die letzten zehn Jahre ausschließlich die Jännerrallye absolviert hat, war naturgemäß auch die Rallye Weiz komplettes Neuland für den Oberösterreicher. Doch mit einem perfekten Aufschrieb gesegnet, gelang dem Duo Keferböck/Minor ein guter Einstieg in die Rallye: „Mit den ersten Prüfungen war ich zufrieden - auch wenn ich sehr überrascht davon war, wie verschmutzt die Straßen bereits im ersten Durchgang waren, wie viel Schotter hier bereits herausgecuttet wurde. Zudem hast du in Weiz ständig anderen Grip - von einer Stelle auf die andere wechselt das Gripniveau, manchmal rutscht du echt nur noch dahin...“

Nach vier Prüfungen stand zum ersten Mal der Rundkurs Anger auf dem Programm, der bereits bei Dämmerung gefahren wurde. Johannes Keferböck erklärt: „Da hatten wir eine tolle Pace - denn wir haben zuvor etwas im Service umgestellt. Zuvor hatte ich nämlich die Reifen nicht auf die nötige Temperatur gebracht. Mit dieser Setup-Änderung wurde auch das Vertrauen ins Auto größer. Es war schließlich doch meine erste Asphaltrallye mit dem Skoda Fabia R5, der sich natürlich anders anfühlt als der Ford Fiesta R5, aber keinesfalls schlechter. Dafür, dass es auch meine erste Weiz-Rallye war, kann ich hier nicht unzufrieden sein.“ Leider wurde der zweite Anger-Rundkurs nach einem Ausrutscher von Gerhard Rigler abgebrochen und es wurden nominelle Zeiten vergeben.

„Wollten eine faire Lösung“

Nachdem Rigler einen Strohballen traf und von der Strecke rutschte, bemerkten er und sein Copilot, dass der Strohballen einen Mann getroffen hat und leisteten dem Mann erste Hilfe. Glücklicherweise konnte er noch am selben Abend das Krankenhaus verlassen und blieb also unverletzt. Der Rallyeleiter vergab nun für die restlichen Teams nominelle Zeiten - sie erhielten allesamt die Zeit von Johannes Keferböck, auch der den Vorfall auslösende Gerald Rigler, der erst mehr als 20 Minuten später die Fahrt fortsetzen konnte. Johannes Keferböck und Ilka Minor erklären: „Der Rallyeleiter wollte damit das Verhalten von Rigler und Rossgatterer belohnen - doch die Hilfeleistung ist unsere Pflicht. Dass man ihm nicht die volle Zeit anrechnen wollte, ist verständlich - doch er hat nun die gleiche Zeit erhalten, obwohl er den Unfall auslöste. Wir haben uns daher dazu entschlossen, gegen die Entscheidung des Rallyeleiters Einspruch zu erheben. Man muss dafür Geld hinterlegen und wir haben auf das entsprechende Formular auch bewusst dazugeschrieben, dass es uns darum geht, dass der Fall sportlich fair beurteilt wird. Dass man also eine errechnete Zeit feststellt, eine faire Zeit - wo man beispielsweise sagt, er hat durch den Vorfall selbst, ohne der Zeit für die Hilfestellung rund 30 Sekunden verloren. Uns ging es darum, dass der Auslöser dieses Vorfalles eine errechnete Zeit erhält und keine Mitstreiterzeit wie alle anderen.“

Johannes Keferböck betont hier auch: „Unser Einspruch richtete sich nicht gegen Gerald Rigler - er ist eine sehr starke Rallye gefahren, wozu ich ihm auch gratulieren möchte. Uns ging es nicht darum, Rigler zu schaden - uns ging es darum, eine faire Lösung zu finden.“ Die drei diensthabenden Sportkommissare haben dann auch die Entscheidung des Rallyeleiters korrigiert und Rigler eine Zeit gegeben, die eine Minute mehr als die Mitstreiterzeit war. Dass nun manche den Verdacht hatten, Keferböck/Minor wollten nur einem vor ihnen platzierten Gegner schaden, können die beiden so nicht akzeptieren: „Nicht nur wir empfanden die ursprüngliche Lösung als unfair. Uns ging es nur darum, eine ausgeglichene Lösung zu finden. Dass wir dabei auch an unsere Punkte dachten, müssen wir nicht verschweigen - denn was wäre denn umgekehrt, wenn uns ein paar Punkte wegen einer unfairen Lösung durch die Lappen gehen und am Ende der Saison fehlen genau diese Punkte auf den zweiten Platz in der Meisterschaft? Aber noch einmal: Der Einspruch war kein Angriff auf Rigler, sondern der legal vorgesehene Weg, eine in unseren Augen unfaire Lösung zu korrigieren. Die Sportkommissare haben das letztendlich dann auch ganz genau so gesehen und eine entsprechende Korrektur vorgenommen.“

Plattfuß kostet Zeit

Am Samstagvormittag bließen Keferböck/Minor zur Attacke, um die vor ihnen liegenden Teams einzuholen: „Es hat gut gepasst - doch bei unserer versuchten Aufholjagd habe ich auf SP 10 einmal zu weit gecuttet und mir dabei einen Plattfuß eingefangen. So mussten wir die restlichen fünf Kilometer auf der Felge ins Ziel fahren. Leider wurde der erste Naas-Rundkurs abgesagt - denn der ist uns gut gelegen.“ Auf dem zweiten Naas-Rundkurs ganz am Ende der Rallye konnten Keferböck/Minor dann auch prompt die großartige zweitschnellste Zeit markieren - doch um noch an Tomas Pospisilik (ebenfalls Skoda Fabia R5) vorbeigehen zu können, fehlten noch drei Sekunden. So beendeten Johannes Keferböck und Ilka Minor die Rallye Weiz auf Platz sieben. Weil Gerhard Aigner die Rallye nicht bestreiten konnte, liegen Keferböck und Aigner nun punktegleich auf dem zweiten Tabellenrang.

Am Ende kann Johannes Keferböck eine positive Bilanz ziehen: „In unserem Lernjahr ist jeder gefahrene Kilometer Goldes Wert. Meine Lernkurve steigt weiter und so lange das so ist, lohnt es sich, hier weiter daran zu arbeiten. Unsere Sponsoren wie Total Austria haben uns nach dem Sieg bei der Jännerrallye diese Chance eingeräumt und ich sehe es als meine Aufgabe, alles mir mögliche zu tun, um an meiner Performance zu arbeiten. Mir geht es um eine klare Steigerung mit ambitionierter Aussicht auf eine Siegchance im kommenden Jahr. Für mich stellt sich das Ganze wie ein Mosaik dar - und immmer wieder kommt ein Steinchen dazu.“

Schon am 11. August geht es weiter: Da werden Johannes Keferböck und Ilka Minor die Mühlstein-Rallye zu Testzwecken absolvieren: „Dort werde ich nicht auf die Zeiten achten - dort geht es lediglich darum, mich weiter mit dem Auto anzufreunden.“