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ORM, Rebenland-Rallye: Bericht

17. bis 18. März 2017
Stnr. 11: Andreas Aigner (A)/Ilka Minor (A) Skoda Fabia R5, Platz 5

„Da ist noch Luft nach oben!“

Ilka Minor über ihren Einsatz mit Andi Aigner im Eurosol Racing Skoda Fabia R5 beim ORM-Auftakt im Rebenland: Wie man auf SP3 die World Rally Cars schlagen konnte. Wie es auf SP7 zur „Rolle“ mit Ausfall kam. Und warum  in Summe erst 80 Prozent des Möglichen ausgereizt wurden…

Nach ihrer erfolgreichen Premiere im Offroadsport, an der Seite des Tschechen Martin Prokop bei der weltberühmten Rallye Dakar im Jänner stand für Ilka Minor am vergangenen Wochenende wieder das vertraute Rallye-Format auf dem Programm: Zusammen mit Andreas Aigner bildete die in Wien lebende Kärntnerin beim großen ORM-Saisonauftakt ein hochkarätiges Duo: Aigner wurde 2008 PWRC-Weltmeister und fünf Jahre später Production Cup-Europameister, Minor erreichte mit Manfred Stohl 2006 mit Platz vier den besten WM-Endrang eines Österreichers und blieb bis zuletzt mit Piloten wie Evgeny Novikov oder Henning Solberg unser einziger „Stern am WRC-Himmel“. Die seit der Freigabe der World Rally Cars im Vorjahr ohnehin bereits spannende Ausgangslage in der Staatsmeisterschaft erhielt mit der Teilnahme von Aigner/Minor einen weiteren Spannungsbogen. Die Fans diskutierten über die Frage: Was können Aigner/Minor im R5 gegen die WRC ausrichten?

Gleich drei World Rally Cars waren bei der Rebenland-Rallye am Start – allen voran Hermann Neubauer, der damit im Vorjahr die Titelserie von Rekord-Staatsmeister Raimund Baumschlager beenden konnte. Dem gegenüber stand eine Armada von R5-Autos, allen voran der Skoda Fabia R5 des 13-fachen Staatsmeisters. Dazu kamen einige weitere Kaliber wie etwa Niki Mayr-Melnhof in einem Ford Fiesta R5.

Der von Aigner/Minor pilotierte Skoda Fabia R5 wurde vom ungarischen Eurosol Racing Team eingesetzt. Der nagelneue Bolide wurde von Teamchef Janos Puskadi höchstpersönlich auf besondere Art „eingefahren“: Bei einer Rallye in Kroatien belegte der ERC-erfahrene Ungar damit Platz fünf.

„Top, top, top!“

Am Donnerstag vor der Rebenland-Rallye unternahmen Andi Aigner und Ilka Minor ihren ersten Test mit dem Wagen, Ilka gerät ins Schwärmen: „Dieses Team ist super! Das sind ganz liebe Leute, sie sind sehr bemüht, alles ist ‚pipifein‘, die sind top, top, top! Der Test verlief dann auch völlig problemlos.“

Rund 70 Kilometer wurden abgespult, Ilka berichtet: „Wenn du bei null mit einem Auto anfängst, fährst du zunächst mit einem Basic Setup von Skoda los – im Laufe des Tests wurde dann auch ein passendes Setup herausgearbeitet.“ Für Reifenevaluierungen blieb dabei weder die nötige Zeit übrig, noch war das von Bedeutung: „Es war von den Temperaturen her nicht relevant. In punkto Reifenwahl mussten wir bei der Rallye selbst unsere Erfahrungen machen.“

Am Freitagnachmittag fiel der ersehnte Startschuss. Allerdings stellten sich Verständigungsprobleme ein, wie Ilka erzählt: „Die Intercom hat zwar funktioniert, doch Andi hat mich nicht wirklich gut gehört, ich musste sehr laut sprechen.“ Auf den Prüfungen SP1 und SP2 markierten die beiden trotz der Audioirritation jeweils die drittschnellste Zeit.

SP3: Bestzeit ohne Micky Mouse

Dann kam auch schon SP3: Die Intercom-Kommunikation zwischen Aigner und Minor verlief wieder einwandfrei, auch sonst hatte das Duo einen optimalen Lauf – so konnten sie eine Bestzeit gutschreiben lassen – 1,6 Sekunden vor Gerwald Grössing (Ford Fiesta WRC), zwei Sekunden vor Baumschlager sowie 2,2 Sekunden vor Neubauer.

Dass es gleich auf der dritten SP mit einer Bestzeit klappen könnte – damit konnte man im Vorfeld nicht rechnen. Ilka erzählt: „Ich kannte die Strecke noch von einem Test mit Tamara Molinaro – denn BRR verwendet zumindest den ersten Teil dieser SP gerne für Testfahrten. Das ist eine recht selektive Prüfung.“

Gab es großen Jubel im Cockpit? Ilka schüttelt schmunzelnd den Kopf: „Wir fuhren gleich weiter zum Regrouping und die Verbindung war kurz, weshalb wir ohne Micky Mouse gefahren sind.“ Ohne was? Micky Mouse? Ilka lacht: „So nennt man die Kopfhörer auch, die man auf Verbindungsetappen trägt, um miteinander sprechen zu können, denn im Cockpit ist es natürlich sehr laut.“

Auf SP4 konnte man das Kunststück nicht wiederholen: „Wir haben uns in einer Kehre eigedreht und Andi musste den Fabia erst wieder in die richtige Richtung bringen.“ Auf SP5 wiederum passten die für diesen Durchgang gewählten Reifen nicht mehr. Wir haben zu harte Reifen gewählt, was sich auf der fünften Prüfung richtig bemerkbar gemacht hat, da es bereits finster wurde und die Temperaturen gesunken sind.“

Nach einem Service wurden zwei Prüfungen komplett bei Dunkelheit in Angriff genommen.

SP7: Slowmotion-Umkippen ohne Zielankunft

Dann jedoch kam die „verflixte SP7“, Ilka erinnert sich: „Wir sind in einer Rechtskurve aus der Spur gekommen und haben in der darauffolgenden Linkskurve die Spur nicht gut erwischt – so wurde das Heck lose, es rutschte gegen eine Böschung, diese wiederum gab dem Auto einen Schupfer nach rechts, wodurch wir mit dem Vorderrad auf eine Böschung kamen und dort einen Wurzelstock trafen. Das Auto ist dann in Zeitlupe umgekippt…“

Letztendlich mussten Aigner/Minor den Tag aufgeben – allerdings durfte man hoffen, dass die Mechaniker den Fabia wieder flottbekamen, denn alle im Team waren der Meinung, dass man die weitere Rallye zu Testzwecken bestreiten soll. Eine Spitzenplatzierung war wegen der fünf Strafminuten als Folge des Ausfalls auf SP7 ohnehin nicht mehr möglich.

So wagte man gleich am Samstagmorgen extrem weiche Reifen, was jedoch nicht funktioniert hat. Ilka erzählt: „Für die nächsten beiden Prüfungen nahmen wir eine Spur härtere Reifen, aber auch die waren zu weich. Uns war es wichtig, möglichst viele Erfahrungen machen zu können und dafür war es wichtig, ins Ziel zu kommen.“ Andi Aigner, der am Vortag noch voll attackiert hatte, passte sich den Gegebenheiten an: „Er überlegt sehr genau, was er tut – und ihm war es am Samstag wichtiger, Dinge für die Zukunft auszuprobieren.“

Endspurt auf der Powerstage

Vor der finalen Powerstage jedoch wechselte Andi noch einmal in den Attackier-Modus zurück. Ilka erzählt: „Vor der letzten Prüfung hat uns der Teamchef gesagt, dass theoretisch noch Platz fünf möglich ist. Es waren rund zehn Sekunden aufzuholen – das ließ sich Andi nicht zweimal sagen.“

Mit der viertschnellsten SP-Zeit konnte man sich von Platz sieben auf Platz fünf vorkatapultieren, der Auftrag des Teamchefs wurde also ordnungsgemäß erfüllt. Ilka Minor zieht ein optimistisches Resümee: „Es war ein positiver erster Einsatz, wir sind ganz sicher noch nicht die vollen hundert Prozent gefahren, da ist noch Luft nach oben!“

Jetzt fiebert man dem nächsten gemeinsamen Einsatz entgegen – dieser könnte vielleicht sogar schon in drei Wochen bei der Lavanttal-Rallye stattfinden, ganz sicher jedoch starten Andi Aigner und Ilka Minor in ihrem Eurosol Racing Team Skoda Fabia R5 bei der slowenischen Rally Vipavska Dolina am 21. und 22. April.

Fotos: Andreas Aigner Rally Team