WRC, Polen-Rallye
30. Juni bis 3. Juli 2016
Stnr. 16: Henning Solberg (NOR)/Ilka Minor (AUT) Ford Fiesta RS WRC
Platz 15
DIE „ALTE DAME“ INS ZIEL GEBRACHT
Nachdem den gesamten Freitag über eine defekte Intercom die Kommunikation zwischen Henning Solberg und Ilka Minor störte und die beiden am Samstag einen beschädigten Reifen in Windeseile wechseln konnten, brachten sie ihre „betagte alte Dame“ am verregneten Sonntag auf Platz 15 ins Ziel.
Auf den masurischen Seenplatten wurde am Wochenende die schnelle Polen-Rallye abgehalten – bei wunderschönem Sommerwetter und Temperaturen um die 30 Grad Celsius wurde am Freitag die erste Etappe dieser zur Rallye-Weltmeisterschaft zählenden Schotterrallye in Angriff genommen.
Defekte Intercom am Freitag
Henning Solberg und Ilka Minor jedoch konnten die schnellen Schottertsraßen nicht so recht genießen, denn gleich auf der allerersten Sonderprüfung sorgte die Intercom, über die Fahrer und Copilotin kommunizieren, für Ärger im Cockpit des World Rally Cars. Ilka Minor erzählt: „Es gab auf der Seite von Henning immer wieder kurze Aussetzer. Zum Glück war das Gebiet meistens recht weitläufig, die Kurven waren zu einem großen Teil schnell, sodass wir sie im Aufschrieb mit 5 oder 6 einstuften.“
Trotzdem konnte sich Ilka nicht sicher sein, ob ihr Pilot die jeweilige Ansage wirklich korrekt verstanden hat, Ilka nickt: „Es gab schon auch Kuppen, wo danach etwas Beachtenswertes gekommen ist. In Summe hat uns das natürlich sehr viel Zeit gekostet. Es hat also definitiv unsere Fahrt geprägt.“ Und das nicht nur am Vormittag – denn auch nach dem Service blieb der „Hund“ im Auto, erst am Samstag konnten Henning Solberg und Ilka Minor wieder auf ein tadellos funktionierendes Kommunikationswerkzeug zurückgreifen.
Reifenschaden am Samstag
Der Samstag verlief dann auch relativ problemlos, wenn man von einem Reifenschaden absieht, der das norwegisch-österreichische Duo dazu zwang, den Reifenwechsel noch auf der Prüfung vorzunehmen. Zumindest hier gab es ein Erfolgserlebnis, Ilka lacht: „Wir haben den Reifen in weniger als zwei Minuten gewechselt – das wurde später im Servicepark mit dem entsprechenden Respekt gewürdigt.“
Respekt durfte man auch vor dem Ford Fiesta RS World Rally Car haben, das den Privatiers zur Verfügung gestellt wurde – schließlich handelt es sich um ein Fahrzeug, dessen maßgebliche Bauteile bereits 2012 zum Einsatz kamen, ausgerechnet der Bruder von Henning, Petter Solberg soll damit gefahren sein. Ilka Minor sagt dazu mit einem Lächeln: „Wir haben alles probiert, doch unser WRC war schon etwas müde – im Vergleich zu den anderen war es einfach eine betagte alte Dame…“
Harte Bedingungen am Sonntag
Die jedoch auf ihre alten Tage am Schlusstag der Polen-Rallye noch einmal hart geprüft wurde – denn die Bedingungen hatten sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag komplett verändert. Beinahe die gesamte Nacht hatte es durchgeregnet, die Prüfungen zeigten sich entsprechend schlammig und rutschig, auch während der Sonntagsprüfungen setzte immer wieder Regen ein. Bei diesen schwierigen Voraussetzungen wurden noch zahlreiche Bewerber von den schnellen Prüfungen „abgeworfen“.
So fielen etwa Dani Sordo und auch der BRR-Pilot Armin Kremer am Sonntagvormittag aus, während der bis dahin führende, grandios fahrende Ott Tänak einen Reifenschaden erlitt und damit auf Platz zwei zurückfiel. Ilka sagt: „Ich fand es wirklich schade, denn ich hätte es Ott vergönnt, diese Rallye zu gewinnen, er hätte es mit Sicherheit verdient.“
Das erfahrene Duo Henning Solberg und Ilka Minor konnten bei den schwierigen Bedingungen ohne Probleme das Ziel erreichen und landete schlussendlich auf dem 15. Gesamtrang. Ilka Minor schließt mit der Feststellung: „Wir haben die alte Dame gut ins Ziel gebracht.“
27.06.2016
WRC, Polen-Rallye: Vorschau
30. Juni bis 3. Juli 2016
Stnr. 16: Henning Solberg (NOR)/Ilka Minor (AUT) Ford Fiesta RS WRC
HIGHSPEEDSCHLACHT OHNE ORIENTIERUNG
Die Rallye Polen erinnert an die weltberühmte Finnland-Rallye: Schnelle Schotterstrecken und weite Sprünge spielen den Werksteams in die Hände. Henning Solberg und Ilka Minor wollen im Ford Fiesta WRC wieder einmal das bestplatzierte private Team werden.
Neben der Rallye Monte Carlo gehört die Rallye Polen zu den ältesten Veranstaltungen im Rallyesport, die erste Rallye Polen wurde im Jahr 1921 abgehalten. Immer wieder kehrte die Rallye-Weltmeisterschaft (World Rally Championship/WRC) zurück nach Polen, seit 2014 ist die Rallye ein fixer Bestandteil des WRC-Kalenders. Beim Comeback vor zwei Jahren waren auch Henning Solberg und Ilka Minor dabei – allerdings wurden die Strecken 2015 nochmals erneuert…
Ilka Minor erinnert sich: „Das Gebiet, in dem die Rallye abgehalten wird, die masurischen Seenplatten – das ist eine wunderschöne Gegend, dorthin würde ich auch privat auf Sporturlaub fahren.“
Die Charakteristik der Sonderprüfungen erinnert stark an die Finnland-Rallye, auch die polnischen Prüfungen zeichnen sich dadurch aus, dass es viele Highspeed-Passagen und auch zahlreiche Sprünge gibt.
Keine Orientierungspunkte
Solberg Italy Various32Ilka erzählt: „Diese Rallye ist sehr schnell – doch im Gegensatz zur Finnland-Rallye fehlen in Polen Orientierungspunkte, um die Kurven rechtzeitig anzubremsen. Es gibt dort zwar wie in Finnland viele Seen, doch es gibt auch sehr wenig Wald. Somit wird es schwierig, die Bremspunkte optimal zu erwischen.“
Einmal mehr wollen Henning Solberg und Ilka Minor das beste private Team werden, mit Henning Solberg belegte sie im Jahr 2014 den neunten Gesamtrang. Ilka erklärt: „Es ist bei dieser Rallye ganz besonders schwierig, WM-Punkte einzufahren – während wir auf kurvenreichen Strecken näher an die Werksteams herankommen, haben diese in den Highspeed-Passagen Vorteile. Trotzdem werden wir versuchen, die besten Privatiers zu werden.“
Österreicher im Servicepark
Solberg Italy Various65Österreichische Fans werden wohl kaum, wie zuletzt geschehen in den Servicepark kommen, um Österreichs derzeit einzigen Export am internationalen Fahrerhimmel zu besuchen – dafür gibt es ein österreichisches Team im Servicepark: „Baumschlager Rallye Racing setzt den Skoda von Armin Kremer in der WRC2 ein. Das finde ich schön, wenn es noch ein paar weitere Österreicher im Service gibt.“
Schon am Montagmorgen verlässt Ilka Minor das Land und steigt in einen Flieger nach Warschau. Dort trifft sie Henning Solbgerg, dessen Sohn Oscar Solberg, der mit einem Ford Fiesta R2 antritt und seinen Beifahrer Patrik Barth. Ilka erzählt: „Die drei werden etwa zur gleichen Zeit in Warschau landen – zu viert werden wir dann im Mietauto die rund zweistündige Reise in den Norden des Landes absolvieren.“
Schon am Dienstag beginnt die Besichtigung der Sonderprüfungen, am Donnerstagabend wird die Rallye mit einer Superspecialprüfung eröffnet. Am Sonntag um zirka 14 Uhr wird die Rallye zu Ende sein – dann werden Vater und Sohn Solberg und ihre CopilotInnen wieder den Weg zurück antreten, ehe sich in Warschau wieder die Wege trennen – hoffentlich mit einem Lächeln im Gesicht…